But Beautiful – Nichts existiert unabhängig

Erwin Wagenhofer

 

Ein neuer Film kommt heute in die Kinos. Ich hatte das Glück, bereits zu Beginn der Woche die Vorpremiere in Gleisdorf mitzuerleben, die als besonderes Zuckerl eine anschließende Diskussion mit Erwin Wagenhofer mit sich brachte.

But Beautiful zeigt wie Menschen eine Veränderung herbeiführen, und zwar für sich selbst, ihre Umgebung und die Gemeinschaften, in denen sie leben. Hierfür werden weltweite Beispiele gezeigt.

Die Musik verwendet Wagenhofer dabei als Metapher. So begleiten ein New Yorker Jazz Musiker, ein Trompeter und eine südamerikanische Sängerin die mosaikartige Zusammenstellung mit ihren Darbietungen und Gedanken.

Die gezeigten Beispiele erstrecken sich über mehrere Kontinente. Von Familie Graf, die in Palma ein Ödland wieder zum Leben erweckt, das „barefoot college“ in Indien, in dem „Solar Mamas“ aus 50 Ländern ausgebildet werden und als Menschen ohne jede Vorbildung lernen, Solarzellen zu bauen. Es werden vornehmlich Frauen ausgebildet, da der Gründer meint die Frauen und die Mütter sind diejenigen, die das Knowhow zurück in ihre Gemeinschaften bringen, denn sie kehren zurück nach Hause. Im Gegensatz dazu gehen viele der Männer nach einer Ausbildung im Ausland in den Westen. Die Frauen sind die Hüter des Wissens, wenden es an und bringen damit die Veränderung in ihre Heimat-Gemeinschaften.

Ein weiteres Beispiel ist Erwin Thoma, ein Salzburger Förster, der reine Holzhäuser baut, welche aufgrund reinen Beschaffenheit des zur richtigen Zeit geschlagenen und ausschließlich natürlich behandelten Holzes selbst in 1000 Metern Seehöhe ohne Heizung auskommen. Er schildert den Umgang des Waldes bzw. der Bäume mit Krisen als eine weitere Steigerung der Brüderlichkeit, an der sich der Mensch ein Beispiel nehmen könnte. Der Mensch setzt ja in Krisen eher noch verstärkt auf den ohnehin schon vorhandenen Konkurrenz-Gedanken.

Wie der im Untertitel anklingende Gedanke schon fast vermuten lässt, ist auch der Dalai Lama in But Beautiful vertreten, auch wenn dies, wie Wagenhofer erzählte, nicht geplant war, sondern sich aus einer „zufälligen“ Begegnung mit der Schwester des Dalai Lama ergab.

Im Anschluss an den Film erzählte Wagenhofer über seine Absicht beim Drehen des Filmes, darüber wie das Projekt sich quasi selbständig entwickelt hat, wie er es heute sieht und was er damit erreichen möchte.

Er erklärte, dass es ein Film über Verbundenheit, Weiblichkeit und Sinnlichkeit ist und betrachtet ihn als provokant. In der Publikumsdiskussion ließ sich auch gleich nachvollziehen warum. Trotzdem der Film sich anders als seine Vorgänger „We feed the world“, „Let’s make money“ und „Alphabet“ nicht auf das Aufzeigen von Missständen, sondern auf das Zeigen von Lösungen konzentriert, wird der Betrachter durch die neutrale Darstellung auf sich selbst zurückgeworfen. Konfrontiert mit lebenszentrierten Ansätzen, fühlt man sich aufgerufen selbst einen Beitrag zu leisten, in sich zu gehen und zu überlegen, was man selbst tun kann. Dies wird von einigen Zusehern durchaus als Provokation empfunden, wie die Publikumsbeiträge bei der Diskussion nach der Vorpremiere zeigten.

Doch genau deshalb halte ich den Film für sehenswert und wichtig zu sehen, denn er hinterlässt sowohl ein positives Gefühl, dass es durchaus auch anders geht, als wir es im Alltag oft erleben, ruft aber durchaus auch zur Selbstreflexion und zur Eigenverantwortung auf.

Daher ein definitives Prädikat Sehenswert!

Noch ein Tipp:

Erwin Thoma, der Förster aus dem Film hat auch ein Buch zum Thema geschrieben: „Strategien der Natur: wie die Weisheit der Bäume unser Leben stärkt. Evolution und Biologie, Geschichten und Mythen – was wir vom Wald lernen können.

Beschreibung dazu folgt irgendwann 😉

 

Fazit:

Viel Spaß im Kino!